Insektenfang
mit Lichtfallen:
Wie leistungsfähig sind moderne Geräte?
Dr.
Manfred Fuchs, Koblenz, Germany
Neben der
Belästigung durch Stich (Mücken, Wespen, Stechfliegen) oder
bloßen Anflug und Hautkontakt (Stubenfliegen) können Fluginsekten
pathogene Mikroorganismen direkt auf Menschen, Haus- und Nutztiere
sowie auf Nutzpflanzen übertragen. Die damit mögliche Schädigung
kann auch indirekt verursacht werden über die Verkeimung von
Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen.
Die Große
Stubenfliege (Musca domestica), die Stall-fliege (Musca stabulans)
wie auch Stuhl- und Aas-besuchende Fleischfliegen (Sarcophaga
spec.), Göldfliegen (Lucilla spec.), Glenzfliegen (Phormia spec.)
sowie die Schmeißfliegen (Calliphora spec.) gelten als besonders
wirkungsvolle Vektoren.
Erreger-Übertragung
Die Verschleppung mikrobieller Erreger ist bei Fliegen zwangsläufig,
wobei pro Fliege bis zu fünf Millionen Keime transportiert werden
können, darunter so wichtige Erreger wie die von Typhus, Cholera,
Ruhr, Kinderlähmung, Lungenentzündung, Maul- und Klauenseuche.
Auf geeignetem Substrat vermehren sich Keime sehr rasch. So
läßt sich mit Hilfe eines Nährbodens (Blutagar) leicht nachweisen,
daß zum Beispiel eine Große Stubenfliege eine bakterielle Fußspur
zieht.
Die Art
der Nahrungsaufnahme einer Stubenfliege fördert die Übertragung
von Mikroorganismen gleich in mehrfacher Weise:
- Durch Herumlaufen auf der Nahrungsoberfläche erfolgt eine
"fakultativ taktile" Keimübertragung wie beschrieben.
- Stubenfliegen wie auch andere Fliegenarten mit einem Tupfrüssel
können keine festen Stoffe aufnehmen. lhr Rüssel sezerniert
Verdauungssäfte auf die Nahrung, die eine Verflüssigung und
partielle extrakorporale Verdauung besorgen. Diese Nährlösung
wird dann aufgetupft. Abbildung 1 stellt den Vorgang schematisch
dar.

Abb. 1: Schematische Darstellung einer Stubenfliege
beim Auftupfen eines verflüssigten und vorverdauten Nahrungspartikels
Praktisch
gleichzeitig wird ein Kottröpfchen abgegeben, wobei Keime aus
dem Fliegendarm freigesetzt werden. Diesen Übertragungsmodus
nennt man "fakultativ exkretorisch".
Ist ein
Nahrungsmittel feucht und eiweißhaltig, wird es zudem zur Eiablage
benutzt. Eine Große Stubenfliege legt etwa 2000 Eier. Bei geeigneter
Temperatur schlüpfen die Maden binnen Stunden.
Die zahlenmäßige
Minderung schädlicher Fluginsekten war daher immer schon herausragendes
Ziel menschlicher Bemühungen.
Es gehört zum allgemeinen Erfahrungsgut, daß Insekten auf Lichtquellen
zufliegen. Jeder kann es an Sommerabenden beobachten. Phototrope
Grundstimmung vorausgesetzt, fliegen nachtaktive Insekten jegliche
Lichtquelle an, offenes Feuer (Kerzen, öl-, Gaslampen) und elektrisches
Licht jeder für ein lnsektenauge wahrnehmbaren spektralen Zuzusammensetzung.
Tagfliegen tun dies nicht in gleichem Ausmaß. Sie werden stärker
angelockt, wenn die Lichtquelle Anteile an langwelligem UV-A
im Bereich 365 nm abstrahlt. Während für Nachtflieger jede sichtbare
Lichtquelle freien Flugraum bedeutet, muß der sich im Licht
bewegende Tagflieger ein spezifischeres Signal für freien Flugraum
erhalten. Dies eben ist langwelliges UV, welches nur direkt
von der Sonne oder als Globalstrahlung aus dem unbedeckten Himmel
kommen kann. Viele Fluginsekten haben eine spezifische Anpassung
entwickelt: Der UV-empfindliche Rezeptor im Facettenauge zeigt
bei 365 nm ein Absorptionsmaximum.
UV-A
Lichtfallen
Erkenntnisse solcher Art werden seit Jahrzehnten zur Konstruktion
von UV-A Lichtfallen eingesetzt. Als Lichtquelle dienen Leuchtstoffröhren
von 4 bis 40 Watt Leistung, die ein blauweißes Licht abstrahlen,
welches aber stets eine gewisse Lichtmenge im Strahlungsbereich
um 365 nm enthält.
Befindet
sich ein Insekt in Flugstimmung, so wird dieses Licht einen
"AnfIugzwang" ausüben, da hier die Basisinformation "Freier
Flugraum" geliefert wird. Dabei ist eine Differenzierung zwischen
sogenannten schädlichen, indifferenten und nützlichen Spezies
nicht möglich.
Es darf daher nicht verwundern, daß Fanggeräte, die dieses Anlockprinzip
benutzen, im Freiland nicht eingesetzt werden dürfen. Ihre Anwendung
muß auf Innenräume beschränkt bleiben. Der Einsatz ist sinnvoll
und notwendig in Räumen mit hohem Hygieneanspruch, wie in Lebensmittel-herstellenden
und -verarbeitenden Betrieben, in allen Reinraumbereichen der
chemisch-pharmazeutischen Industrie, in entsprechenden Forschungseinrichtungen
und in Krankenhäusern; darüber hinaus in der Tier- und Versuchstierhaltung-,
aber auch in Hotels und nicht zuletzt im privaten Wohnbereich,
sobald Fluginsekten auch nur in geringstem Maße störend auftreten.
In umfangreichen
Versuchen, die hier seit 1974 durchgeführt werden und über deren
Ergebnisse bereits mehrfach berichtet wurde (Fuchs 1975, Mainhart
1980, Fuchs 1992), hat sich herausgestellt, daß alle Fallen
mit steigendem UV-A Angebot fängiger werden. Eine Obergrenze
wurde bisher nicht erkennbar. UV-reflektierende Flächen hinter
der Leuchtstoffröhre erhöhen ebenfalls das UV-A Angebot und
damit die Fängigkeit.
Dem anfliegenden Insekt können zusätzliche Orientierungshilfen
geboten werden. So erhöht sich der Fang, wenn das Gehäuse des
jeweiligen Gerätes einen harten Kontrast gegen. Lichtquelle
und Hintergrund bildet. So bewirkt unter anderem die .UV-A abgebende
Leuchtstoffröhre mit ihrem 50-60-Hertz-Flackern einen "Leuchtturmeffekt".
Die Facettenaugen eines Fluginsekts besitzen nämlich eine sehr
viel höhere Verschmelzungsfrequenz als etwa das menschliche
Auge. Während für uns eine Leuchtstoffröhre gleichmäßig Licht
abgibt, schaltet sie für ein solches Insekt ständig an und ab.
Fangprinzipien
In Verbindung mit
der UV-A Anlockung finden zwei Fang- oder Abtötungsprinzipien
Anwendung:
- in unmittelbarer
Nähe der UV-Röhre(n) befinden sich Hochspannungsgitter oder
eine Gitter/Platten-Kombination, die einfliegende lnsekten durch
einen Kurzschlußfunken töten Aus Sicherheitsgründen ist die
Stromstärke gering (bis 15 mA), die Spannung liegt meist bei
einigen tausend Volt.
Moderne Großgeräte dieser Art sind außerordentlich fängig, erfüllen
jedoch Hygieneforderungen nicht immer. Im günstigsten Fall wird
das Insekt sofort getötet, fällt senkrecht in eine Auffangschale
am Geräteboden und ist damit zunächst hygienisch beseitigt.
Luftzug kann jedoch - tote Insekten oder Insektenteile aus der Auffangschale
am Geräteboden wehen, eine Stubenfliege wiegt etwa ein Milligramm.
Sehr, häufig
wird aber das Insekt durch den Kurzschlußfunken zerrissen, Teile
werden aus dem Gerät hinausgeschleudert und kontaminieren je
nach Raumnutzung Flächen, Gegenstände und schlimmstenfalls Lebensmittel
- gesetzliche Hygieneforderungen werden nicht eingehalten.
Auch wenn es nicht den Anschein weckt, ist es hygienisch noch
am unbedenklichsten, wenn ein Insekt, meist ein größeres wie
Wespe oder Schmeißfliege, am Elektrogitter 'hängen bleibt und
bis zur Trocknen im Lichtbogen verschmort. Dabei werden auch
alle Keime vernichtet. Nun treten aber andere Nachteile auf:
Während des Schmorens bricht die Hochspannung zusammen, einfliegende
Insekten werden nicht getötet. Unangenehmer Brandgeruch tritt
auf. Die Dämpfe schwärzen die Hochspannungsgitter, damit sinken
UV-Reflexion und Anlockwirkung. - In explosionsgefährdeten Räumen
sind Elektrofallen grundsätzlich nicht verwendbar.
- Ein
weiteres, erst seit wenigen Jahren in Verbindung mit UV-Fallen
eingesetztes Prinzip der Abtötung bedient sich beleimter FIächen,
die hinter oder neben den UV-A Lampen halbrund positioniert
sind. Die klare Haftsubstanz, aufgetragen auf dem Karton, wird
durch Abziehen einer Schutzfolie freigelegt. Sie reflektiert
UV-A, bleibt sehr lange klebrig und hält auffliegende Insekten
bis zur Größe einer Hornisse sicher und hygienisch fest. (Normale
Leime verlieren bei UV-A Bestrahlung rasch ihre Klebrigkeit).
Dieses Fangprinzip ist daher unter dem Aspekt der Hygiene unbedingt
vorzuziehen.
Das kleinste
derzeit im Weltmarkt erhältliche Gerät, das diese Kombination
. ohne Elektrofanggitter nützt, heißt FANGREFLEKTOR® iGu® FR 3003 vom Schweizer (nunmehr in Neuseeland) Hersteller
iGu. Die Fängigkeit gegenüber der Großen Stubenfliege beträgt
bei Einbringen von 200 Stubenfliegen in einen 50m3
großen Raum 100% in 4 Stunden, bei einer LT5O (= Zeit, nach
der 50% der Fliegen gefangen sind) von 43 Minuten. Eine Leistung,
die bei Hochspannungsgitter-Geräten erst bei größeren und, erheblich
teureren Industriegeräten erreicht wird. Die leicht austauschbare
Fangfolie des Gerätes ist 630cm2 groß,
die Leistung der U-förmig gebogenen UV-A abgebenden Röhre wird
mit 10 Watt angegeben.
Die
größten der gegenwärtig verfügbaren Geräte dieser Konzeption
sind die der FANGREFLEKTOR®-Serie FR 8008 von
der iGu. Der iGu FR 8008 Standard besitzt 2 Folienträger mit
insgesamt 4800 cm2 und arbeitet mit zwei 60 cm/ 20 Watt Röhren.
Zwei weitere Ausführungen werden angeboten, einmal mit geschützten
UV-A Röhren von 2x40 Watt und in einer explosionsgeschützten
Ausführung mit wiederum 2 x 20 Watt Lampenleistung.
Der FR 8008
fängt 200 Stubenfliegen im gleichen Raum in 1 Std. 30 Min.,
die LT5O wird bereits nach 16 Minuten erreicht.
Abbildung 3 zeigt die beiden Fallen im Größenvergleich und Abbildung
2 deren mittlere Fangleistungen.
FR
8008EX, EX Leuchte mit Explosionsschutz
und FR 3003 für den Haushalt.

Es
ist interessant, daß bezogen auf die Größe der Fallen die Fangzeiten
offenbar nicht von der Anzahl der Fliegen im Versuch abhängt.
Befinden
sich 20 Fliegen im Raum, so werden diese nicht in kürzerer Zeit
eliminiert als 200 Fliegen (Abbildung 2).Bei gleicher Raumgröße
steigt mit dem UV-Angebot die Flugintension der Fliegen.
Es ist
auch einleuchtend, daß mit höherem UV-Angebot die Anlockdistanz
zunimmt. Offenbar ist aber auch in homogenen Fliegenpopulationen
von Musca domestica die lntension, freien Flugraum zu suchen,
statistisch kongruent. Daraus muß gefolgert werden, daß in Räumen
mit hohem hygienischen Anspruch auch bei geringem Fliegenbesatz
nur große Fallen eingesetzt werden sollten.
Die verbreitete
Ansicht, bei geringem Befallsdruck genüge eine kleine Falle,
ist falsch. Vielmehr muß vor der Empfehlung einer Fallengröße
(= Festsetzung der Fangkapazität) gefragt werden, welche Anzahl
Fliegen oder andere Fluginsekten ein Anwender wie lange in einem
Raum tolerieren will.
Zurück zum Anfang
Insekten mit einem guten Ortsgedächtnis:
Wespen
alternativ bekämpfen
Dr. Manfred Fuchs, Koblenz, Germany
Nach zeitigem
Frühjahr ohne Kälteeinbrüche und anhaltend warmem, trockenem
Sommer muß mit besonders zahlreichen und großen Wespenvölkern
gerechnet werden. Dementsprechend steigt die Belästigung sowie
die gesundheitliche Gefährdung durch Stiche und - was weniger
offensichtlich ist - die Verunreinigung von Speisen und Getränken
infolge Verschleppung pathogener und/oder Lebensmittel-verderbender
Mikroorganismen.
Dies wäre
gar nicht so schlimm, wenn nur zuckerhaltige Lebensmittel aufgesucht
würden, weil Zucker die Keimvermehrung hemmt. Wespen sind aber
nicht überwiegend auf süße Sachen ausgerichtet. Dem aufmerksamen
Beobachter wird auffallen, daß eiweißhaltige Nahrung wie Fleisch
und Wurst ebenfalls angeflogen wird. Der Eiweißbedarf der Wespenlarven
ist nämlich sehr hoch. Er wird überwiegend gestillt, indem Wespen
andere Insekten fangen, vor allem Fliegen.
Da Stallungen, Misthaufen, Fäkalien, verwesende Tierkörper gute
Eiablageplätze für Fliegen darstellen, treiben sich dort Wespen
umher und nehmen dabei auch pathogene Keime auf. Döhring (1)
fand bereits 1952/53 und 1960 Wespen von Müllplätzen und Schweineställen
zu fast 100 Prozent mit Fäkalkeimen behaftet.
Wer zudem einmal Wespen in dichtem Klumpen auf einem aufgerissenen,
noch nicht zu stark verwesten Tierkadaver fressen gesehen hat,
realisiert die tatsächliche hygienische Gefährdung. Die Tiere
infizieren auch häufig ihren Stechapparat mit Eitererregern,
die dann beim Stich direkt mit dem Wespengift in die Haut gelangen.
Die Stichreaktionen sind nun besonders heftig: Umfängliche Schwellung
der Stichstelle, schmerzhafte Entzündungen und Eiterungen bis
hin zur Blutvergiftung.
Von den mitteleuropäischen Vespinen treten drei im Umfeld des
Menschen häufig auf: Die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris),
die Deutsche Wespe (Paravespula germanica), die Hornisse (Vespa
crabro) als größte und zugleich stechlustigste Art.
Bei allen sozialen Faltenwespen stechen übrigens nur die weiblichen
Tiere, also die Arbeiterinnen und die Königinnen. Die Männchen,
die zusammen mit den Jungköniginnen oder Herbstköniginnen in
den Monaten August bis Oktober zu finden sind, besitzen keinen
Stachel.
Die Nester bestehen bekanntlich aus einer papierartigen Masse,
die von den weiblichen Tieren, im Frühjahr von der überwinterten
Königin allein, aus Holzmehl und Speichel hergestellt und ständig
ausgebessert und ausgebaut werden. Bei Verwendung verwitterten
Holzes zeigen die Nester eine überwiegend graue Färbung. Eine
Bänderung der Nesthülle weist auf Verarbeitung unterschiedlicher
Holzarten hin. Gleichgültig wie groß ein Nest auch ist, stets
ist es während einer Brutperiode entstanden und wird nie ein
zweites mal benutzt. Nur die befruchteten Jungköniginnen überwintern
und bauen im Frühjahr meist ab Ende April jede ein neues Nest.
Auch die Nahrungssuche und das Brutgeschäft besorgen sie zunächst
allein, bis Mitte Juni die ersten Arbeiterinnen schlüpfen. In
den folgenden Wochen und Monaten expandiert das Wespenvolk mächtig
und erreicht in der zweiten Augusthälfte seine höchste Individuenzahl,
die erst Ende September allmählich abnimmt. Bis Mitte November
geht die Population kontinuierlich zurück, es sterben alle Arbeiterinnen,
die Nestgründerin (das ist die alte Königin) und die Männchen.
Mit den befruchteten, überwinternden Jungköniginnen beginnt
im folgenden Frühling das Wespenjahr von neuem.
In den Monaten August bis Oktober ist der Wespenflug am stärksten.
Eine ausfliegende Arbeiterin hat drei mögliche Motivationen,
das Nest zu verlassen (2). Sie sucht entweder Nestbaumaterial,
Wasser oder Nahrung. Zunächst unternimmt sie einen Suchflug.
Findet sie eine einträgliche Quelle, kehrt sie immer wieder
dorthin zurück. Dabei hilft ihr ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis
wie auch die Fähigkeit, den Sonnenstand bei bedecktem Himmel
erkennen zu können und dessen tageszeitliche Veränderung, bezogen
auf die Futterquelle, zu verrechnen.
* Dies haben Wespen mit den höher organisierten Bienen gemeinsam.
Sie legen aber im Gegensatz zu diesen niemals Futtervorräte
an.
Die Hauptnahrung aller Wespen und Hornissen, besonders der Brut,
besteht aus anderen Insekten und Spinnen. Da eiweißreiche Nahrung
rasch verdirbt, ist eine Vorratshaltung nicht möglich. Dies
ist der Hauptgrund für das Absterben der Wespenvölker im Herbst.
In warmen Ländern bilden Wespenarten, die auch in Mitteleuropa
heimisch sind, durchaus mehrjährige Nester, die zu erstaunlicher
Größe heranwachsen können.
Grundsätzlich
gibt es drei Möglichkeiten, Wespen zu bekämpfen:
- Wegfangen
der Königinnen im Frühjahr oder Herbst. Damit wird die Entstehung von Wespennestern verhindert.
- Wegfangen der Arbeiterinnen im Sommer schwächt die Population günstigenfalls bis zum Absterben der Brut. Wegfangen der Arbeiterinnen im Spätsommer und Herbst schränkt
im wesentlichen nur die Belästigung ein.
- Mechanische Zerstörung des Nestes oder schnelle Vernichtung
der Population mit Hilfe von Insektiziden.
Das erste
Verfahren wäre das eleganteste, aber die Königinnen treten im
Frühjahr nicht auffällig in Erscheinung und Fallenfang bleibt
die Ausnahme. Im Herbst ist der Erfolg schon besser. Wenn die
Arbeiterinnen wegsterben, müssen sich die Jungköniginnen selbst
um Nahrung bemühen. Sie werden dabei nicht selten in Fanggläsern
mit Köderflüssigkeit (saure Obstsäfte, Malzbier, leicht gezuckerter
Essig -um das Anlocken von Bienen während der Sommermonate zu
vermeiden, kein Zucker-, Honig- oder Sirupwasser einsetzen!)
gefangen, die noch im Spätsommer aufgehängt worden sind. Das
zweite Verfahren basiert auf traditionellem Erfahrungsgut. Es
ist bestenfalls geeignet, eine Wespenplage zu mindern, wenn
herkömmliche Fallen in Nestnähe angebracht werden. Darüber hinaus
mag der Fallensteller ein befriedigendes Gefühl darin finden,
es den Wespen "heimgezahlt" zu haben. Ein großes Nest, das Tausende
von Arbeiterinnen beherbergt, wird durch den Fang von einigen
hundert Exemplaren nicht merklich geschwächt.
Vor der Nestzerstörung der Entwesung muß das Nest gefunden werden.
Sorgfältiges Beobachten des Wespenfluges, etwa 50 Meter im Umkreis,
führt meistens zum Erfolg; die Futtersuchdistanz beträgt in
der Regel 50 bis 250 Meter, obschon Wespen erheblich weitere
Strecken zurücklegen können. Die Zerstörung des Nestes, gelegentlich
unter Einsatz von Betäubungsmitteln wie Lachgas oder Kohlendioxid,
wird häufig von Feuerwehren durchgeführt. Die Ausführenden sind
heftigsten Angriffen der aufgebrachten Wespen ausgesetzt. Schutzbekleidung
kann Stiche nicht immer verhindern. Übrigens unterscheidet sich
das Fluggeräusch einer angreifenden Wespe deutlich vom üblichen
Fluggeräusch und veranlaßt andere Wespen, ebenfalls anzugreifen.
Außerdem wird in der Giftdrüse ein Alarmstoff (1) erzeugt, den
eine Wespe tröpfchensweise dem Feind entgegenschleudert und
ihn damit für weitere Angreiferinnen markiert. Dieses Pheromon
ist mit dem Wespengift nicht identisch. Der professionelle Schädlingsbekämpfer
wird bei der Beseitigung eines Wespennestes die Gefährdung seiner
selbst und anderer vermeiden. So wird er die Bekämpfungsmaßnahme
am späten Abend oder in den frühen Morgenstunden bei möglichst
niedriger Außentemperatur durchführen. Die meisten Arbeiterinnen
halten sich dann im Nest auf. Dabei darf jedoch nicht vergessen
werden, daß eine erhebliche Zahl der Wespen nachts außerhalb
des Nestes zubringt, daß häufig der Flugbetrieb erst bei sehr
schwachem Licht eingestellt oder morgens wieder aufgenommen
wird (etwa 1.5 lux) und daß Hornissen nicht selten auch nachts
Insekten jagen, bei Lichtverhältnissen zwischen 0.2 und 0.03
Iux (2).
Werden Insektizide eingesetzt, sind dennoch Abend- und Morgenstunden
am geeignetsten. Eine Spraydose mit Feststellventil, gegebenenfalls
an ausreichend langer Stange in unmittelbare Nestnähe gebracht,
erledigt die Aufgabe. Falls aber ein lnsektizideinsatz Probleme
bringen könnte (Einsatzort Kindergarten, Schule, Krankenhaus,
Lebensmittelbetrieb) oder der Auftraggeber die Anwendung von
Insektiziden nicht wünscht, kann eine erfolgreiche Bekämpfung
durchgeführt werden mit Hilfe von UV-A-Lampen vor beleimten
Fangflächen. LangweIliges UV im Bereich von 365 Nanometer übt
auf viele Fluginsekten einen gewissen Anflugzwang aus, weil
dieses Licht, welches natürlicherweise nur von der Sonne direkt
oder indirekt als Globalstrahlung vom unbewölkten Himmel kommt,
dem Insekt freien Flugraum verspricht.
Wie bei vielen Insekten beginnt auch bei Wespen Farbensehen
bereits im langweiligen UV-Bereich und die Ultraviolett-Rezeptoren
im Wespenauge haben ihr Absorptionsmaximum gerade bei 365 Nanometer
(2). Die Anlockwirkung auf eine phototrop gestimmte Wespe ist
daher besonders hoch. Eine aus einem Nest ausfliegende Wespe
ist stets auf freien Flugraum eingestimmt, sie hält die Strahlung
einer UV-A-Lampe für sehr helles Tageslicht, fliegt darauf zu
und wird auf der Leimplatte gefangen. Umgekehrt, eine nahrungs-
oder holzsuchende Wespe, die auf ein Fenster oder auf dunkles
Holz anfliegt, ist photophob gestimmt. Wird sie aber durch Abwehrbewegungen
in die Flucht geschlagen, oder hat sie gefunden, wonach sie
suchte, springt die Stimmung um, und sie wird wieder freien
Flugraum suchen. Ist die Lichtfalle nun die hellste UV-A-Quelle
in der Umgebung, so wird sie angeflogen. Die Abbildung zeigt
die Wirkung einer solchen Falle (iGu-Fangreflektor 3003).
Die Leimplatte bietet gegenüber Geräten, die mit einem Hochspannungsgitter
arbeiten, einige Vorteile: Sie hält die Wespen sicher fest.
Aus dem Hochspannungsgitter können sie hingegen geschädigt herausgeschleudert
werden, fallen zwischen die Waren (unhygienisch) und können
noch einige Zeit stechen (gefährlich). Falls sie im Gitter hängen-bleiben,
schmoren sie im Lichtbogen; es entsteht unangenehmer Verbrennungsgeruch.
Das Fangprinzip der Leimplatte ist deshalb vorzuziehen.
Bekämpfungsversuche im Raum Koblenz während der letzten Jahre
haben gezeigt, daß Wespenplagen in Bäckereien, an Obstständen.
in Cafés und Biergärten erheblich gemindert werden können. Das
direkte Wegfangen ausfliegender Arbeiterinnen bei Aufstellen
einer UV-A-Leimfalle am Nest dezimiert ein Wespenvolk wirksam.
Die Population bricht innerhalb weniger Tage zusammen, vorausgesetzt
die Falle ist gut plaziert und besetzte Leimplatten werden ausgewechselt.
Literatur:
(1) Kemper, H.; Döhring, E. !1967: Die sozialen Faltenwespen
Mitteleuropas: veröffentlicht vom Verlag Paul Parey, Berlin/Hamburg
1967
(2) Edwards, R. (1980): Social wasps - Their biology and control:
The Rentokil Library, Rentokil Ltd., Felcourt, East Grinstead,
1980 ISBN 0 0906 564 018.
Verfasser:
RD Dr. M. E. A. Fuchs, Zentrales Institut des Sanitätsdienstes
der Bundeswehr Koblenz (Central Institute of the German Armed
Forces' Medical Corps, Koblenz), Ernst Rodenwaldt Institut -
Medizinische Zoologie.
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